Die International Congress and Convention Association, kurz ICCA, ist weltweit gesehen die bedeutendste Organisation, die sich mit grossen Verbänden und deren Zusammenkünften befasst. Seit Kurzem hält Vanessa Reis von Zürich Tourismus den Vorsitz ihres Central European Chapters inne. Wir haben uns mit ihr darüber unterhalten, was das für ihren Arbeitsalltag bedeutet und was sie sich davon verspricht.
Vanessa Reis, welche zusätzlichen Aufgaben gingen mit diesem Mandat an Sie über?
Meine neuen Aufgaben drehen sich primär darum, den Austausch zwischen den Mitgliedern des Central European Chapters zu gewährleisten und wenn nötig zu verbessern. Dazu gehören die Präsenz an der IMEX und die Organisation der jährlichen Zusammenkunft. Bei Letzterer unterstütze ich nicht nur bei der Planung und Durchführung, ich bin auch verantwortlich für das Kuratieren der Inhalte. Weiter bin ich das ganze Jahr über Ansprechpartnerin für Fragen und Anregungen der Mitglieder und prüfe neue Formate, die für die ICCA in Frage kommen könnten. So werden wir in Bälde eine Umfrage lancieren, mit der wir unter anderem herausfinden möchten, wie gross das Bedürfnis nach einem regelmässigen Online-Wissenstransfer ist, um einen noch regelmässigeren Austausch zu gewährleisten.
Was sind die Ziele der ICCA und wie können Sie dazu beitragen, dass diese erreicht werden?
Das Hauptziel der ICCA ist es, ihren Mitgliedern Wettbewerbsvorteile zu verschaffen und allenfalls sogar neue Geschäftsfelder zu eröffnen. Da sich unsere Branche aktuell aber in einem ziemlich herausfordernden Umfeld befindet, geht es auch um Kundenbindung. Und da komme ich ins Spiel: Ich diene als Schnittstelle zwischen den einzelnen Mitgliedern und der Organisation, versuche also, Bedürfnisse herauszuspüren und Verbesserungen anzuregen, die einen konkreten Mehrwert bieten.
Sie haben das schwierige Umfeld angesprochen, was würden Sie sagen, was sind aktuell die drei grössten Herausforderungen des Central European Chapters?
Wie alle global tätigen Gremien beschäftigt uns natürlich die geopolitische Lage. Zum Central European Chapter gehören nämlich sowohl Russland als auch die Ukraine. Das sorgt nicht nur für Einschränkungen bei den Aktivitäten der beiden Nationen, sondern leider auch für Spannungen. Weiter befassen wir uns intensiv mit der Zufriedenheit unserer Mitglieder, denn wir erhalten momentan nicht nur positive Rückmeldungen zu den Leistungen der ICCA, weshalb wir die bereits erwähnte Umfrage lancieren werden. Und zu guter Letzt steht das Thema Nachhaltigkeit, welches die Branche generell sehr stark umtreibt, bei uns ebenfalls im Fokus.
Zeitgleich boomt das MICE-Geschäft im mittleren Osten und im asiatisch-pazifischen Raum. Wie kann sich die ICCA unter diesen Umständen optimal positionieren?
Ich möchte mich nicht für die ICCA als Ganzes aussprechen, aber meiner Ansicht nach muss sich das Central European Chapter vor allem in puncto Nachhaltigkeit und Dienstleistungsqualität keineswegs verstecken. Zudem kommt uns zugute, dass die meisten Associations in Europa ansässig sind. Aber in einer globalisierten Welt müssen wir natürlich ständig an unserer Positionierung arbeiten, um am Puls der Zeit zu bleiben.
Welche Auswirkungen hat es Ihrer Meinung nach auf Zürich als Eventdestination, dass dieses Mandat an Sie vergeben wurde?
Wir erhoffen uns, Zürich als Businessdestination für Kongresse zu stärken und noch bekannter zu machen. Da spielt das ICCA-Netzwerk natürlich eine zentrale Rolle.
Das versprechen Sie persönlich sich von diesem Engagement?
Das Spannendste ist für mich das sogenannte Peer to Peer-Learning. Zwar habe ich auch sonst viel mit Menschen zu tun in meinem Berufsalltag, aber halt selten mit unseren direkten Mitbewerbern. Den Austausch mit ihnen, der stets auf Augenhöhe und frei von Erwartungen funktioniert, empfinde ich als grosse Bereicherung.
Das ist die International Congress and Convention Association Die ICCA ist der Weltverband für Verbandskongresse mit mehr als 50 Teilnehmenden, die in mindestens drei Ländern rotieren. Convention Bureaus, Hotels, Kongresszentren, Airlines und Professional Congress Organisers tauschen über ihn ihr Wissen zur globalen Kongresswirtschaft aus. Dafür können seine Mitglieder auf eine Datenbank zurückgreifen, die ihnen Zugang zu mehr als 220’000 Meetings, 20’000 regelmässig stattfindenden Meeting-Reihen und 15’500 Associations bietet. Dem Central European Chapter kommt mit namhaften Kongressstädten wie Wien, Berlin, Prag oder Frankfurt eine besonders wichtige Rolle zu. Mit Vanessa Reis verfügt es über die erste Vorsitzende aus der Schweiz. Sie wurde zusammen mit ihrer Stellvertreterin Marina Knittel vom Vienna Convention Bureau für einen Zeitraum von zwei Jahren gewählt. |